Attentional Capture Effekt oder zeitliche Vorbereitung – Was ist wirkungsvoller bei einer Warnung?
Poster (konferens), 2012
Immer wieder kommt es zu schweren Unfällen an Kreuzungen, in denen andere Verkehrsteil-nehmer, wie Radfahrer und Fußgänger, vom Fahrer nicht gesehen werden. Eine Ursache hierfür ist eine fehlerhafte Erwartung und Aufmerksamkeitsverteilung des Fahrers in der Situa-tion (Räsänen & Summala, 1998; Werneke & Vollrath, 2011). Geeignete visuelle Warnsyste-me, welche den Fahrer in seiner Erwartung und Aufmerksamkeitsverteilung unterstützen, könnten eine Kollision verhindern. Dazu wurden in einer Fahrsimulatorstudie drei Warnsignale (im Head-up Display) an einer Vorfahrt gewährenden T-Kreuzung mit kritischem Ereignis (ein ausscherendes Fahrzeug) verglichen. Zwei Signale erfolgten dabei jeweils kurz vor der Ge-fahrensituation (späte Warnung), ein Signal bereits beim Annähern an die Kreuzung (frühe Warnung). Ziel der beiden späten Signale ist es, die Aufmerksamkeit des Fahrers möglichst schnell auf das Gefahrenobjekt zu lenken. Dazu wurde eines der beiden Signale direkt vor dem Gefahrenobjekt im kontaktanalogen Head-up Display angezeigt. Ziel des früheren Signals ist es, die Erwartung und folglich die Aufmerksamkeitsverteilung des Fahrers an die be-vorstehende Kreuzungssituation anzupassen. Das unfallvermeidende Potenzial der drei Sig-nale wurde in einer Kreuzungssituation mit hoher Kollisionsgefahr (Werneke & Vollrath, 2011) untersucht. Insgesamt nahmen 48 Fahrer (32 ♂, 16 ♂) mit einem Durchschnittsalter von 27.3 Jahren (SD = 7.4) teil. Für die Bewertung der Signale wurden Fahr- und Blickdaten sowie sub-jektive Akzeptanzdaten erhoben. Die Analyse des minimalen Abstandes zum ausscherenden Fahrzeug zeigte, dass Fahrer mit der frühen Warnung deutlich vor dem Fahrzeug zum Stehen kamen. Sie warteten tendenziell länger an der Kreuzung und bogen langsamer ab. Außerdem bewerteten sie das Warnsignal als besonders „nützlich“. Die beiden späten Warnungen waren weniger effektiv und unterschieden sich nicht von der Kontrollgruppe. Aus den Ergebnissen können Anforderungen für geeignete Warnstrategien im Kreuzungsbereich abgeleitet werden, die die Aufmerksamkeitsverteilung des Fahrers effektiv unterstützen.